
Welche Fehler solltest Du beim Sprachen lernen vermeiden?
Auf diese Fragen antworten Dir hier 24 Sprachexperten. Hier teilen Sie ihre persönlichen Tipps und Tricks mit Dir.
Willkommen zum neunten Teil der Serie „Wie lernst Du erfolgreich eine neue Sprache?“.
Hier sind die 8 Fragen, welche die Experten bereits beantwortet haben:
- Wie sieht erfolgreiches Sprachen lernen aus, welche ist für Dich die beste Methode?
- Mit welchen Programmen, Tools und Apps arbeitest Du? Besitzt Du ein Lieblingsprogramm?
- Wie setzt Du Dir Ziele und wie sehen diese aus? Wie kannst Du bei der Umsetzung von außen unterstützt werden?
- Welche täglichen Gewohnheiten in Bezug auf das Lernen hast Du Dir angeeignet?
- Wie schaffst Du es neben anderen Beschäftigungen zu lernen?
- Wie lernst Du schnell eine Fremdsprache tatsächlich zu sprechen?
- Wie verbesserst Du Dein Hörverständnis?
- Wie motivierst Du Dich zu lernen? Wie behältst Du die Begeisterung?
Diesen Monat kommen die Antworten auf die neunte Frage: „Welchen Fehler gilt es unbedingt zu vermeiden?“.
Verwandter Beitrag: Vermeide unbedingt diese 6 Fehler beim Sprachenlerne, falls Du rasch Fortschritte machen möchtest.
Die Hälfte der Experten antworten hier und die andere Hälfte im Beitrag von Christine „Artikelserie – Wie lernt man eine Sprache richtig? Experteninterviews (9/10)“ von Erfolgreiches Sprachenlernen.
Zu jeder Frage wird einer der Sprachexperten vorgestellt.

Damian ist der Experte, der heute vorgestellt wird:
Ich heiße Damian und komme ursprünglich aus Polen. Seit Jahren wohne ich aber in Schottland, wo ich zur Zeit Deutsch und Italienisch studiere. Ich bin ein großer Sprachenthusiast und will nach meinem Studium als Dolmetscher arbeiten.
Es folgen nun die Antworten unser Sprachexperten.
Welchen Fehler gilt es unbedingt zu vermeiden?
Anastasia Rylnikov, Technische Übersetzerin
Sich an Regeln festbeißen, das geht grundsätzlich schief. Diese helfen nur am Anfang, danach ist es eine Achterbahn der Sprachteilchen.

Claudia Scaringi, Sprachbloggerin auf Friendly Italian und Übersetzerin
Sehr oft will man nicht damit anfangen, in der Fremdsprache zu sprechen, weil man “noch nicht bereit dafür ist”. Die Materialien, die man zum Lernen benutzt, helfen beim Vokabellernen und beim Einüben der Sprachstrukturen, aber nur das Hören der Sprache, wie sie tatsächlich gesprochen wird, bereitet einen auf das wirkliche Leben vor. Man sollte aufhören zu denken, dass man „eines Tages“ schon bereit sein wird zu sprechen, denn eines Tages ist heute.


Damian, Student – Ziel: Dolmetscher
Meiner Meinung nach ist der größte Fehler mit konventionellen, traditionellen Methoden die Sprache versuchen zu lernen. Das heißt: Vokabeln und Grammatik stundenlang zu pauken. Ich habe beide Methoden probiert und ich garantiere dir: die erste ist sehr ineffektiv- macht wenig Spaß, dauert eine Ewigkeit und die Sprache zu lernen ist langweilig.
Der zweite größte Fehler, die den Lernern begegnet ist mit dem Sprechen zu warten, bis sie sich dazu fertig fühlen. Dieser Moment, erfolgt in Wirklichkeit nie oder unglaublich spät. Man soll von Anfang an mit dem Sprechen beginnen. Am besten mit freundlichen, geduldigen Tandempartner, die Verständnis dafür haben, weil sie sich genauso fühlen wie du, wenn sie deine Muttersprache sprechen.
Emad, Sprachlerner & beherrscht viele Sprachen
Niemals sich entmutigen lassen und aufhören. Manche stecken viel Aufwand rein, aber geben auf wenn sie keinen „Erfolg“ sehen.

Guilherme Castro, Sprachblogger auf Road to Multilingualism
Ich denke, dass die meisten Fehler beim Sprachenlernen je nach Person unterschiedlich sind, aber es gibt einige Fehler, die ich persönlich sehr empfehle zu vermeiden.

- Nur nach der klassischen Methode zu lernen, also nur mit Grammatikbüchern. Grammatiken können hilfreich sein zu Beginn des Spracherwerbs, aber sie sind bestimmt nicht die beste Methode und sollten niemals nur die einzige Lernquelle sein. Wenn du Grammatiken magst, solltest du zumindest mehr als eine Art von Grammatik nutzen (verschiedene Methoden halten die Motivation aufrecht und regen das Gehirn an, anders zu denken). Aber ich würde Lernern empfehlen, sich nicht nur auf Grammatiken zu fokussieren und dafür lieber mehr Zeit mit authentischen Sprachinhalten zu verbringen. Als ich Japanisch lernte, halfen mir Grammatiken sehr, daher kann ich nicht komplett gegen sie sein. Dennoch kann ich mit Sicherheit sagen, dass meine Fortschritte im Japanischen dann kamen, als ich zu authentischem Material wechselte und keine Zeit mehr nur mit Grammatik verschwendete.
- Zu viel Zeit mit Übungen verbringen. Übungen können für manche Lerner hilfreich sein, aber ich glaube, dass es häufig zu viel Aufwand für zu wenige Ergebnisse ist. Ich ermutige Lerner, viele Übungen bleiben zu lassen und lieber auf das Verständnis zu setzen. Wenn sie einmal die Sprache gut verstehen, können sie über schriftliche und mündliche spezielle Übungen nachdenken.
Jaqueline, Sprachenthusiastin & beherrscht viele Fremdsprachen
Man sollte auf keinem Fall Grammatik vor Kommunikation stellen (z.B. einen Satz drei-/vier-mal wiederholen bis er richtig ist). Im Alltag verliert man so schnell das Interesse des Zuhörenden und verhindert vor allem das Gefühl die Sprache fließend zu sprechen.

Lena Konstantinidis, Sprachbloggerin auf Sprachenlust
Der größte Fehler, den man machen kann, ist nicht regelmäßig zu lernen. Wenn du anfängst eine Sprache zu lernen und dann nach ein paar Tagen oder auch Monaten wieder aufhörst, wirst du nach und nach wieder das meiste vergessen. Das hat zur Folge, dass du vermutlich immer wieder von neu anfängst und irgendwann verlässt dich so der Spaß an der Arbeit. Also: Lerne regelmäßig. Selbst wenn es nur ein bisschen am Tag ist, ist es besser als gar nichts!

Olga Fin, Dolmetscherin
Sich nicht trauen.

Philipp Doblhoff, Sprachblogger auf Online Sprachen Lernen
Wie bereits erwähnt muss unbedingt der Spaß bestehen bleiben. Wenn dieser für eine gewisse Zeit nicht da ist, mache ich lieber eine kleine Pause. Meistens kommt die Begeisterung dann nach ein paar Wochen wieder.

Sabine D, lernt Russisch und berichtet darüber auf Sprachenblog
Ich glaube es gibt keine Fehler, die man unbedingt vermeiden muss. Im Gegenteil aus Fehlern lernt man. Danach einfach nicht aufgeben.
Thomas Mangold, lernt gerne Sprachen und Zeitmanagementexperte
Ich denke, der wichtigste Punkt ist dran zu bleiben und die Sprache regelmäßig zu sprechen. Den Fehler hab ich mit Englisch gemacht. In der Schule gelernt und dann jahrelang nicht benutzt und somit wieder verlernt.
Jetzt musste ich mir alles vieles wieder erst aneignen. Das ist mühsam und unnötig.

Udo Gollub, Sprachenthusiast und Gründer von Sprachenlernen24
Aufgeben! Nie, nie, nie: aufgeben!

Das war der neunte Teil der 10-teiligen Artikelserie.
Nächsten Monat (2. August) wird die zehnte und letzte Frage vorgestellt.
Hallo zusammen,
zunächst mal möchte ich sagen, dass ich es toll finde, dass ganz verschiedene Leute ihrer unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen zum Sprachenlernen darlegen. Ich selbst lernen seit 2 Jahren autodidaktisch Polnisch.
Zu einem Punkt möchte ich meine eigene Meinung beisteuern.
Es wird sehr häufig gesagt, dass man den Schwerpunkt nicht zu sehr auf die Grammatik legen sollte. Beispielsweise sagt Jacqueline: ‚Man sollte auf keinem Fall Grammatik vor Kommunikation stellen.‘
Auch fast alle Sprachkurse werben sinngemäß mit der Versprechung, dass bei ihnen nur so viel Grammatik gemacht wird, wie unbedingt notwendig.
Ich denke, die Kritik an zu viel Beschäftigung mit Grammatik ist dann berechtigt, wenn jemand sich die Befassung mit Grammatik aufzwingt, aber eigentlich viel lieber auf eine andere Art und Weise lernen will. Ich selbst hingegen finde Grammatik sehr interessant, und die Befassung mit Grammatik gibt mir außerdem ein ‚Gerüst‘, anhand dessen neu gelernte Wörter, Sätze oder Redewendungen ‚einordnen‘ kann.
Außerdem denke ich, dass bei stark flektierenden Sprachen, also Sprachen mit zahlreichen unterschiedlichen Deklinations- und Konjugationsendungen, ein gewisses Maß an Grammatikkenntnissen notwendig ist, um einigermaßen verständlich sprechen zu können. Ich selbst stelle beim Sprechen an mich nicht den Anspruch, keine Fehler bei Deklination und Konjugation zu machen, aber grundsätzlich versuche ich schon, ‚richtig‘ zu sprechen.
Was meint ihr dazu?
Hallo Manfred,
vielen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung. Das ist wirklich interessant Deine Sichtweise zu hören.
Du hast völlig recht. Wenn Grammatik für Dich interessant ist, dann kannst und solltest Du Dich damit so früh wie möglich beschäftigen. Das Problem mit Grammatik ist, dass aus meiner Erfahrung, die meisten Leuten es hassen Grammatik zu lernen. Es ist eine Qual und verdirbt den Spaß am Sprachenlernen. Die Grundregel Spaß beim Sprachenlernen zu haben steht an oberster Stelle. Das bedeutet für Dich eben Grammatik zu lernen und für andere erst etwas später mit Grammatik anzufangen. Ganz ohne Grammatik geht es jedoch nicht, wie Du schon angemerkt hast.
Deiner Meinung ist auch Jakub Marian. Den hatte ich kürzlich im Interview: https://www.sprachheld.de/jakub-marian-interview-europakarten/
Viele Grüße
Gabriel