Im heutigen Interview habe ich einen sehr bekannten Polyglott: Steve Kaufmann aus Montreal. Steve spricht 15 Sprachen und hat vor einigen Jahren das bekannte Sprachlernprogramm (+App) LingQ ins Leben gerufen. Er war auch eine Zeit lang kanadischer Diplomat.
Im Interview erzählt er uns, wie er es geschafft hat so viele Sprachen zu lernen und wie er genau dafür LingQ erschaffen hat.
Hier kannst Du Dir das Video von unserem Skype-Interview anschauen, darunter findest Du die Transkription von unserem Interview.
Im Interview sprechen ich und Steve Kaufmann unter anderem über folgende Themen:
- Welche Fremdsprachen Steve beherrscht und welche Verbindung er und seine Familie zu Deutsch, sowie Österreich und Schweden haben?
- Das Prinzip hinter dem Sprachen lernen mit LingQ. Dass es dabei zuerst einmal darum geht ein Verständnis für die Sprache aufzubauen und seinen Wortschatz zu vergrößern. Also Vokabeln lernen. Und wie Dir die LingQ-Community dabei hilft Deine Motivation beim Sprachen lernen nicht zu verlieren?
- Der richtige Zeitpunkt und die richtige Vorbereitung für einen Auslandsaufenthalt zum Sprachen lernen?
- Der Steve Kaufmann Schritt-für-Schritt-Plan um eine Fremdsprache zu lernen?
- Wie Steve all seine 15 Fremdsprachen praktiziert, um sie nicht wieder zu verlernen?
- Die einfachste und die schwerste Sprache, die er gelernt hat?
- Am Ende des Interviews machen wir dann noch ein bisschen Small-Talk in den 4 Sprachen, die wir außer Deutsch gemeinsam haben. Nämlich Englisch, Russisch, Französisch und Spanisch.
Wie Du siehst hat mein Sprachheld-Interview mit Steve Kaufmann zum Thema „Fremdsprachen und Einsichten in das Leben eines Hyperpolyglotts“ so einiges zu bieten und darum jetzt genug der langen Rede und ich wünsche Dir viel Spaß beim Anschauen, Zuhören und/oder Durchlesen.
Das Interview mit Steve Kaufmann

Gabriel: Heute habe ich Steve Kaufmann im Interview. Steve kommt aus Montreal, Kanada und war auch mal kanadischer Diplomat. Steve spricht mittlerweile 15 Sprachen, obwohl er bis 17 nur seine Muttersprache Englisch beherrschte und er hat das tolle Sprachtool LingQ entwickelt. Ich habe die Chance heute Steve ein paar Fragen zu stellen. Herzlich willkommen Steve. Ich freue mich, dass Du dabei bist.
Hier unseren LingQ-Test nachlesen!
Steve: Danke, guten Morgen, guten Abend nach Deutschland.
Gabriel: Guten Morgen, Nachmittag nach Kanada.
Steve: Ja, ja… hier ist es 10 Uhr morgens.
Gabriel: Hier ist es 19 Uhr. Gut fangen wir gleich mal mit der interessantesten Frage an, und zwar Dein Nachname: Kaufmann mit doppelt „n“. Ein ganz typischer deutscher Name, wie kommt es dass Du diesen Nachnamen hast?
Steve: Meine Eltern waren in … also nicht die Tschechoslowakei, zu der Zeit war es das Österreichisch-Ungarische Königreich. Manchmal sage ich da, weil es dort ist, wo ich Russisch und verschiedene slawische Sprachen gelernt habe. Danach sind sie nach Schweden gezogen und dann nach Kanada. Ich bin nach Kanada gekommen als ich 5 Jahre alt war in 1951. Wir sind jüdischer Herkunft. Aber viele sagen mir, dass die jüdische Gemeinschaft in der Tschechoslowakei, in Österreich und im Ungarischen Königreich deutschsprachig war. Da sind kulturelle Verbindungen, also mit der deutschen Kultur.
Gabriel: Hast Du noch welche von diesen Verbindungen?
Steve: Ob ich noch Verbindungen habe?
Gabriel: Ja, ob Du von diesen Verbindungen noch irgendetwas hast?
Steve: Also, ich habe keine Verwandten in Deutschland. Ich meine nur, dass die Leute, also wenn ich höre wie meine Eltern über Ihr Leben da in einem Dorf in Mehrn sprachen, das war … wie sagt man es … ein Teil deutscher Kultur. Aber natürlich wissen wir, dass es leider sehr viele Geschichten gab, die zur Folge hatten, dass diese Verbindungen zerstört waren. Jetzt weiß ich gibt es sehr viele Juden, die noch einmal nach Deutschland kommen und es gibt nochmal eine deutsche, also jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Aber ich habe keine Verbindung und ich bin kein praktizierender Jude. Meine Frau stammt aus, also wir haben uns in Hongkong getroffen.
Du sprichst 15 Sprachen, warum hast Du Dich entschlossen so viele Sprachen zu lernen
Gabriel: Ok. Du sprichst 15 Sprachen, zu welchem Level sprichst Du die und warum hast Du Dich überhaupt entschlossen so viele Sprachen zu lernen?
Steve: Ok. Also ich habe … sagen wir, ich habe 5 Sprachen, die ich ganz gut spreche, das sind natürlich Englisch, Französisch, Japanisch, Mandarin und Spanisch. Danach kommt Schwedisch und jetzt obwohl ich die letzten 10 Jahre mit Russisch begonnen habe, glaube ich, dass ich jetzt besser Russisch spreche als Deutsch. Weil ich so viel gehört und so viel gelesen habe und manchmal nicht so viel gesprochen. Weil ich nur einmal in Russland war, aber täglich höre ich Russisch.
So ich kann sagen ich habe 5 Sprachen, die ich ganz gut spreche, 5 weniger gut und 5 mit Schwierigkeiten.
Jetzt muss ich sagen, ich habe ganz viel Deutsch gesprochen in den 90er Jahren, weil ich dort sehr viele Geschäfte gemacht habe und ich war immer sehr viel unterwegs mit meinen Kunden und meinem Agent. Wir waren manchmal im Auto, manchmal im Stau. Wir haben ganz viel Deutsch gesprochen und irgendwann muss man sprechen, ich kann kommunizieren.
Gabriel: Ok und Deutsch gehört zu den mittleren 5 oder zu den schlechteren 5?
Steve: Es ist sehr unterschiedlich, weil ich jetzt wusste, dass wir dieses Interview haben werden. Dann habe ich sehr viel Deutsch gehört. Ich habe Hörbücher und E-Bücher gekauft. Die E-Bücher kann ich bei LingQ bearbeiten, besonders mit unserem neuen System. Das kann ich auch mit meinem iPad und iPhone lesen, Wörter speichern und auch Sätze speichern und wiederholen mit meinen Karteikarten.

Also ich verstehe Deutsch sehr gut. Ich kann diese Hörbücher, diese ausgezeichneten Hörbücher über die Geschichte Deutschlands von 1871 bis heute verstehen und das ist sehr interessant. Aber ich spreche nie, deswegen finde ich manchmal die Wörter nicht. Ok die Vokabeln, ich mache sehr viele Fehler, aber das Niveau sagen wir mal siebte oder achte in der Reihe meiner Sprachen ist, das vielleicht die achte oder siebte.
Aber ich glaube, weil ich sehr gut verstehe. Ich kann lesen, wenn ich eine Woche in Deutschland oder Österreich bin, dann wird das ganz schnell zurückkommen.
LinkQ ist die Deine Plattform zum Sprachen lernen, wie lernt man dort eine Sprache?
Gabriel: Ja, also das ehrt mich, dass Du Dich extra für dieses Interview vorbereitet hast und Deutsch gelernt hast. Du hast schon ein Thema angeschnitten, LingQ, die Plattform, die Sprach-App, die Du und Dein Team zusammen entwickelt haben. Kannst Du es ein bisschen mehr ausführen, wie genau funktioniert das, wie lernt man da eine Sprache?
Steve: Ja, also ich glaube dass in Sprachen lernen sehr viel lesen und zuhören sehr wichtig ist und man muss Vokabeln also Wortschatz, man muss einen ganz großen Wortschatz haben, weil wenn man verständlich mit Leuten reden will, muss man sehr viele Vokabeln haben, weil die Muttersprachler, ein Deutscher oder Kanadier, beherrscht sehr viele Wörter und er wird diese Wörter verwenden und wenn Du nicht verstehst, was er sagt, kannst Du keine Kommunikation haben.

Ich verstehe alles was Du sagst, ich habe nur manchmal Schwierigkeiten meine Wörter zu finden, aber ich verstehe und deswegen finde ich, dass es immer am wichtigsten ist, dass man zuerst an Verständnis und Wortschatz arbeitet und das machen wir bei LingQ. Wir haben sehr viele Inhalte in unserer Bibliothek und ich kann was ich will im Internet finden, nach LingQ importieren und dann bearbeiten. Z.B. habe ich diese E-Bücher gekauft und ich werde sie auf meinem iPhone lesen oder auf meinem iPad lesen.
Ich lese, ich höre, ich spreche Wörter und Sätze, ich kann das auf diesen Karteikarten wiederholen. Es gibt eine Menge Statistiken, dieses System fängt an zu wissen, welche Wörter Du kannst und nicht kannst, welche Wörter neu für Dich sind und es gibt eine Reihe von Funktionen. Z.B. wenn ich ein neues Wort finde, dass ich nicht kenne, dann werde ich das sofort im Wörterbuch suchen, aber wie Du weißt, werde ich das Wort sofort vergessen. Das ist immer so. Wir suchen ein Wort im Wörterbuch und dann vergisst man das. Deswegen haben wir das Wort auf gelb hervorgehoben und jedes Mal, wenn ich auf das Wort treffe, dann hilft das mir es zu bemerken.
Es gibt eine Menge Funktionen und das erlaubt mir z. B. ich habe in den letzten 8 Jahren Russisch, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Koreanisch, Portugiesisch gelernt. Was ich sehr wenig ist mit russischen und polnischen Leuten gesprochen habe, aber wenn ich das tue, oder mit LingQ, weil wir haben dort auch die Möglichkeit mit Muttersprachler zu verbinden und sprechen oder ich würde z.B. italki verwenden und dort einen Lehrer in Ukrainisch suchen, alle diese Vorbereitungen: Sehr viel lesen, zuhören, Vokabeln also Wortschatz vergrößern. Das bereitet mich vor, ich habe ein ganz großes Potential, für mich sind die Hauptziele oder das Wichtigste ist das Verständnis. Man muss verstehen.
Wenn man versteht, geht das Sprechen ganz schnell. Es gibt Leute die glauben: „ja wenn ich nur 500 Wörter habe, dann kann ich sehr viel sagen“. Aber es geht nicht so, weil es immer so ist, es gibt eine Menge Wörter, die Du nicht verstehst, dann kannst Du nicht sprechen. Ich kann natürlich in eine Bar gehen und um ein Bier bitten, aber wenn Du mit gebildeten Leuten interessante Diskussionen haben willst, dann musst Du einen großen Wortschatz beherrschen und das ist das Hauptziel von LingQ, wir haben sehr viele Statistiken, die Leistungen und die Aktivitäten unserer Mitglieder, das wir alles automatisch berechnet und das stimuliert die Leute weil, wenn man allein studiert kann man ein bisschen … es ist zu einfach aufzugeben.
Man muss also nicht ins Ausland gehen, um eine Fremdsprache zu lernen, sondern kann das von zu Hause?
Gabriel: Also, damit zeigst Du dass man gar nicht ins Ausland gehen kann oder muss für längere Zeit, um eine Sprache wirklich zu lernen. Also, man kann es Problemlos von Zuhause machen?
Steve: Also, natürlich ist es besser und das wird auch ein Ziel. Ich habe z.B. einige Jahre habe ich Russisch studiert und dann wollte ich nach Russland gehen und dann war ich in Sankt Petersburg und auch in Moskau. Aber wenn ich nicht zuerst, ein bestimmtes Niveau habe, dann gehe ich nach Moskau und Sankt Petersburg und kann nichts machen. Ich verstehe nichts, deswegen ist es immer wichtig, dass man eine Strategie hat.
Ich will z.B. Russisch lernen oder Tschechisch, das war dasselbe mit Tschechisch. Ein Jahr habe ich Tschechisch studiert und dann ging ich nach Prag. Das war immer mein Ziel und wenn ich manchmal nicht studieren wollte sagte ich, ich muss das machen, weil wenn ich nach Prag komme muss ich „hit the ground running“ wie man auf Englisch sagt.
Es ist einfacher, aber das ist nicht für jeden Studenten. Jeder der Sprachen lernen will, hat nicht die Möglichkeit in das Land zu fahren. Das ist nicht möglich und heutzutage mit dem Internet mit E-Bücher z.B. Polnisch, ich wollte Polnisch lernen, dann habe ich in unserer Bibliothek haben wir ganz einfache, wie sagt man Beginner-Material. Ich habe das gemacht und dann ging ich ins Internet und suchte polnische Geschichte. Dann habe ich das gesucht, diese Webseite wo man E-Bücher, Audio-Bücher und Hörbücher kaufen kann und wenn ich denselben Inhalt finde von den Hörbüchern und dem E-Buch, das passt perfekt auf unser System, dann werde ich das importieren, hören und lesen und dann bin ich … Ich kann meine eigene polnische, russische koreanische Welt erschaffen und dann nachher werde ich eines Tages nach Polen fliegen und dann werde ich sofort kommunizieren mit den Leuten und dann wird sich mein Niveau sehr verbessern.
Wenn Du morgen eine neue Fremdsprache anfängst zu lernen, wie würdest Du Schritt-für-Schritt vorgehen?
Gabriel: Also, das beschreibt ja einen interessanten Lernansatz, den hört man nicht von allen. Viele Leute sagen man sollte schnell anfangen zu sprechen. Das mache ich auch immer, ich fange schnell an zu sprechen. Wie würdest Du denn allgemein eine neue Sprache lernen? Also wenn Du jetzt morgen eine neue Sprache anfangen würdest, wie würdest Du Schritt-für-Schritt vorgehen?
Steve: Ok, es kommt darauf an. Haben wir gute Anfänger Inhalte LingQ oder nicht. Wenn wir viele Beginner-Inhalte haben, das heißt 30 Sekunden, sehr kurz. Man muss hören und lesen. Ok, ich höre 30 Sekunden und verstehe nichts, dann lese ich, jedes Wort muss ich dann in dem Wortschatz suchen, ich werde mir das viele Male anhören und viele Male lesen und allmählich wird es.
Also am Anfang, verstehe ich absolut nichts und ich kann nicht hören, wann ein Wort endet und das nächste Wort beginnt am Anfang. Das ist nur Neues, aber durch das viele Lesen und Zuhören, fängt man an ein bisschen zu verstehen und es ist möglich, ich werde auch ein Beginner-Buch kaufen, weil es immer bequem ist ein Buch zu haben. Aber nicht zu viel. Ich werde nie die grammatische Erklärung verstehen zu versuchen. Es geht nicht, weil ich keine Erfahrung mit der Sprache habe. Und deswegen haben die Erklärungen keinen Sinn, man muss durch dieses lesen und hören beginnen.
Ein bisschen dieses Gefühl haben für diese Sprache. Dann kann man beginnen die grammatischen Regeln zu lesen. Ich werde nie versuchen mich an diese Erklärung zu erinnern, das geht nicht. Das ist ein allmählicher Prozess z.B. bei LingQ die Inhalte, die wir haben, diese Lektionen. Es gibt verschiedene Lektionen, es gibt Dinge, unsere Mitglieder haben z.B. kurze Gespräche mit Kindern oder Männer oder Frauen, 30 Sekunden lang sehr einfache Dinge.
Bis zum Podcast, bis zu den Hörbüchern, Radiosendern, es gibt sehr viele verschiedene Dinge und das Schwierigkeitsniveau wird immer angemerkt und dann wird es immer ein bisschen schwieriger. Bis zum Zeitpunkt, an dem ich alles was mich interessiert lesen und hören kann, weil das ist das Wichtigste. Und wenn man Inhalte hat, die interessant sind, dann ist man immer motiviert fortzusetzen und nochmal andere Dinge zu hören und zu lesen.
Deswegen habe ich diese Woche ganz viel Deutsch gehört und das war über die deutsche Geschichte, die Geschichte von Peter Zolling und das ist Interessant. Dann merke ich nicht, dass ich die Sprache lerne, weil ich diesen Inhalt lernen will und das ist der beste Weg. Einige Jahre habe ich kein Deutsch gesprochen, aber es kommt, weil ich die Grundlagen kenne.
Wie hältst Du Deine 15 Sprachen aktiv?
Gabriel: Du hast jetzt angesprochen, dass Du seit einigen Jahren kein Deutsch mehr gesprochen hast. Also insgesamt sprichst Du ja 15 Sprachen zu einem mehr oder weniger hohen Level. Also ich habe schon Schwierigkeiten meine 6 Sprachen aktiv zu halten und wenn ich ein paar Wochen oder ein paar Monate die Sprachen nicht spreche, dann braucht man immer ein bisschen Zeit um rein zu kommen. Aber wie ist es mit 15 Sprachen? Wie schaffst Du es die… wie hältst Du die aktiv? Du sagst jetzt Deutsch hast Du mehrere Jahre nicht gesprochen, also, wie schaffst Du das die aktiv zu halten?
Steve: Also, für die 5 Sprachen, die ich am besten spreche ist das kein Problem. Ich kann sehr schnell Japanisch, Mandarin, Spanisch und Französisch sprechen ohne Probleme. Aber Deutsch z.B. muss ich ein bisschen… Also für mich ist es ein bisschen lesen und zuhören. Man muss ein bisschen hören und dann wird das zurückkommen und weißt Du, wenn man etwas vergisst und noch einmal lernt, ist das sehr gut für das Gehirn. Man lernt das besser, wenn Du versuchst etwas zu lernen z.B. Vokabeln, eine Liste ist das sehr schwer, das wird immer weniger und weniger effektiv, es kommt nicht dran.
Wenn Du etwas vergisst und noch einmal lernst und noch einmal vergisst ist das sehr gut für das Gehirn, aber mich stört das nicht. Z.B. habe ich jetzt Schwierigkeiten mit Dir Deutsch zu sprechen, das stört mich nicht. Ich habe ein Potential in Deutsch. Wenn ich vielleicht nochmal in Deutschland arbeiten würde und dort zwei Wochen bleibe, dann wird das besser gehen und wenn ich jetzt z.B. kein Portugiesisch für längere Zeit gesprochen habe, spielt das keine Rolle. Ich würde anfangen zu sprechen mit sehr vielen Fehlern, ich würde die Wörter nicht finden. Das spielt keine Rolle. Das macht nichts, ok, aber die einfachste Antwort das ist man muss noch einmal lesen und zuhören und wenn Du die Möglichkeit hast … sprechen.
Wann fängst Du an eine Fremdsprache zu sprechen, wenn Du sie lernst?
Gabriel: Also Du hast jetzt viel davon erzählt zu lesen und zu hören und das Du so auch Deine Sprachen lernst und auffrischst. Aber wie passt bei Dir das Sprechen in die Gleichung? Also, wann fängst Du an zu sprechen? Wie oft sprichst Du?
Steve: Das kommt drauf an… also z.B. habe ich Ende 2015 versucht Polnisch zu lernen, 3 Monate. Ich mache alles mit LingQ, ok? Ich bin das gewohnt und das ist am bequemsten und am effektivsten. Ich glaube wir hatten da eine 90-tägige Herausforderung. Die ersten 2 Monate habe ich nur gelesen und zugehört, also ich habe LingQ gebraucht. Sehr viele Wörter gebraucht und studiert und dann im November, das war der dritte Monat, oder im Dezember, habe ich angefangen mit Leuten über das Internet zu sprechen und das vielleicht für 5 Stunden die Woche. Das war genug. Man kann nicht 3 Stunden täglich mit Skype sprechen. Das geht nicht und zum Lernen ist das genug.
Wenn ich nach Prag gefahren bin, dort habe ich zwei verschiedene Tutoren angestellt und wir haben auch Mitglieder in Prag. Ich habe das organisiert so dass ich in Prag den ganzen Tag 6 oder 7 Stunden Tschechisch gesprochen habe, weil ich will nicht z.B. irgendwie reisen und hoffen das ich die Möglichkeit haben werde dort diese Sprache zu sprechen. Man kann das nicht, das geht nicht. Man kann nicht mit fremden Leuten… ja ich kann im Bus versuchen mit 3 Leuten zu sprechen, aber das geht nicht, man muss das organisieren.
Gabriel: Ja. Das stimmt also, aber auch mit dem Internet. Wenn man in ein anderes Land reist durch Couchsurfing, Internations ist es ganz einfach Leute zu finden.
Steve: Ich bin ein bisschen alt für Couchsurfing.
Gabriel: Vielleicht für das Couchsurfing selbst, aber es gibt ja viele Meetings und da findet man immer Muttersprachler.
Was sind Deiner Meinung nach die einfachsten und schwersten Sprachen?
Gabriel: Dann nochmal eine Frage zu Deinen Sprachen. Also, ich finde, dass manche Sprachen schwieriger sind als andere und die Frage wird mir auch ständig gestellt. Was glaubst Du was die schwerste Sprache ist? Was ist die einfachste Sprache? Und von meine Sprachen, die ich spreche, würde ich Russisch als die schwerste bezeichnen und Englisch als die einfachste. Wie stehst Du dazu? Was sagst Du dazu? Was sind die schwersten, die einfachsten Sprachen?
Steve: Also, es gibt zwei Standpunkte. Zuerst kommt es drauf an, wie weit oder wie unterscheiden sich diese Sprachen, die Du schon kennst. Z.B ich kann Spanisch, deswegen war Portugiesisch sehr einfach. Ich habe Russisch gelernt, dann war Tschechisch einfacher, Ukrainisch einfacher. Von Ukrainisch bis Polnisch, das ist sehr einfach. Deswegen war Chinesisch für mich sehr schwer, weil es keinen Wortschatz gab, es gab keine Verbindung. Ich musste alle diese Wörter lernen von 0.
Aber wenn z.B. von Französisch, Spanisch lernen auch von Englisch, weil es 50% der Wörter gibt, die lateinischen Ursprunges sind. Chinesisch war sehr schwer, aber es ist auch so, dass die slawischen Sprachen sehr kompliziert sind. Die Grammatik ist sehr kompliziert, aber sowieso die Hauptsache ist die Motivation. Und wenn Du eine Sprache lernen musst z.B. in Kanada in der Schule lernen alle jungen Leute Französisch, aber sie sind nicht motiviert und deswegen gibt es sehr viele englischsprachige Kanadier, die kein Französisch sprechen können, weil sie nicht motiviert sind. Deswegen glaube ich dass die Hauptsache die Motivation ist.
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Du bist Redner beim „North American Polyglot Symposium“ in Kanada, worum geht es dort und worum geht es in Deiner Rede?
Gabriel: Ja, da kann ich Dir zustimmen. Also wenn man motiviert ist und die Sprache eine Relevanz für einen hat, dann ist es am aller einfachsten die Sprache zu lernen. Und zu der Ähnlichkeit kann ich auch sagen, also, Französisch war für mich eine Herausforderung. Aber als ich dann Spanisch gelernt habe, das war für mich ganz einfach, weil die Sprachen so ähnlich sind und so ähnlich strukturiert sind.
Dann noch zum letzten Thema, Du hast das North American Polygot Symposium in Kanada das nächste Woche stattfindet angesprochen. Da bist Du auch als Redner angemeldet, worum geht es da? Und worüber wirst Du in Deiner Rede erzählen?
Steve: Ich weiß nicht, für mich ist das eine neue Erfahrung. Ich hoffe, dass es eine Gelegenheit ist für Leute die Sprachen lieben, nicht nur für Superpolyglotte, sondern gewöhnliche Leute, die Sprachen lernen wollen. Weil ich finde, dass es so viele Möglichkeiten gibt heute Sprachen zu lernen. Das ist so viel einfacher als vor 50 Jahren als ich z.B. Chinesisch gelernt habe und wir werden sehen, was das für eine Konferenz ist. Ich weiß es nicht. Aber ich werde über die Wichtigkeit also Lernen durch Inhalte, das heißt lesen und zuhören, weil das für mich am wichtigsten ist, sprechen können.
Wenn man versteht und man kann auch Polyglott sein, wenn man nicht sprechen kann, weil wenn man die Sprache verwendet, wenn man liest ist das auch eine Art der Kommunikation. Wenn man z.B. Filme versteht und Radiosender und Bücher lesen kann, das ist auch eine Art der Verwendung dieser Sprache, deswegen finde ich gibt es Polyglotten die versuchen zu beweisen: Ich kann sehr viele Sprachen „how are you?“, „¿Cómo estás?“, „comment ça va?“ ok! Also das bedeutet nicht, dass dieser Mensch versteht. Für mich ist die Hauptsache, dass man versteht. Verstehst Du diese Sprache? Ok? Und über dieses Thema werde ich reden.
Und ich glaube es wird eine lebendige Diskussion, weil es gibt dort Leute, die sagen man muss vom ersten Tag sprechen und ich bin dagegen. Man muss sprechen, wenn man will. Weil wenn Du nicht verstehst, was die anderen sagen und Du hast kein Wortschatz, kann man nur über das Wetter sprechen oder wie alt Du bist oder wie Du heißt. Das hat keinen Sinn für mich, aber wenn ich die Gelegenheit habe z.B. als ich in Japan wohnte, hatte ich von Anfang an versucht diese Sprache zu lernen, weil ich in Japan wohnte. Aber meistens habe ich sehr viel gelesen und zugehört. Lernen von Sprechen fängt an mit Inhalten mit Input, wenn ich das so auf Englisch sage.
Gabriel: Ja, also das ist auch so eine interessante Ansatzweise, wobei da ich da das Problem sehe, dass viele niemals bereit sind zu sprechen. Also viele sagen selbst nach Jahren, sie müssen noch das und das lernen, aber wenn man viele Inhalte liest und zuhört und wirklich die Sprache anwenden will, dann funktioniert das auf jeden Fall sehr gut, kann ich mir vorstellen.
Steve: Also, ich glaube meistens ja. Entschuldige, mein Deutsch ist manchmal Schwedisch, manchmal Russisch. Aber es gibt Leute die studieren die Sprache, die versuchen z.B. ich habe mit Deutsch am Anfang mit diesen der, die, dem, das, versucht das zu lernen. Das ist unmöglich und wenn Du Dich nur auf die Grammatik konzentrierst, dann geht es nicht. Dann wirst Du nie sprechen, weil Du wirst immer der, die, dem, das … es geht nicht, aber wenn Du sehr viel hörst und liest dann wird es so eine … Du assimilierst die Sprache.
Dann willst Du sprechen, kommt Deine Zeit, ich muss sprechen, jetzt will ich sprechen und ich werde nie über grammatische Regeln denken. Ich möchte alle diese Wörter und diese Sätze, jetzt muss ich das verwenden und das kommt natürlich, glaube ich. Aber viele Leute die studieren auf traditionelle Weise. Sie haben Angst Fehler zu machen und sie haben Angst zu sprechen. Ich mache viele Fehler. Ich habe keine Angst. Ich werde meine Wörter gebrauchen, manchmal mit Fehlern und das wird nicht schlimmer. Weil wenn ich fortsetze zu sprechen und zu hören und zu lesen, werde ich allmählich besser und besser. Ich werde nicht schlimmer und schlimmer.
Gabriel: Dann würde ich gerne zum letzten Teil dieses Interview übergehen. Und zwar, Du sprichst 15 Sprachen, ich spreche 6. 5 davon teilen wir uns. Eine davon haben wir bereits gesprochen, das ist Deutsch. Jetzt würde ich gerne noch die verbleibenden 4 Sprachen: Englisch, Russisch, Französisch und Spanisch mit Dir sprechen. Ein bisschen Smalltalk.
[Gespräch auf den anderen Sprachen]
Damit sind wir auch schon am Ende meines Interviews mit Steve Kaufmann zum Thema „Fremdsprachen und Einsichten in das Leben eines Hyperpolyglotts“ und ich hoffe es hat Dir zumindest genauso gefallen wie mir. Über Fragen, Anregungen, Lob und auch Kritik in den Kommentaren freue ich mich natürlich wie immer sehr. Dein Gabriel Gelman und das ganze Sprachheld-Team.
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Total spannend. Danke! 🙂
Hallo Yascha,
wir freuen uns, wenn dir der Beitrag gefällt.
Vielen Dank!
Anja