Dieses Mal im Interview ist Prof. Tim Keeley aus Florida.
Tim ist Professor für Internationales Management an der Kyushu Sangyo University in Japan. Er hat in seinem Leben Dutzende Sprachen gelernt und in vielen Ländern der Welt gelebt und sich aufgehalten. Angefangen hat er in Kolumbien mit 18 und nun wohnt er viele Jahre später in Japan. Insgesamt hat er über 40 Jahre im Ausland verbracht.
Tim hat viel in seinem Leben über Fremdsprachen geforscht. Hier findest Du seine wissenschaftlichen Artikel zum Thema Fremdsprachen lernen im Alter.
Im Interview sprechen wir über die folgenden Themen:
- Kann man eine Fremdsprache auch in einem höheren Alter lernen?
- Was für einen Einfluss hat ein Talent für Fremdsprachen und was für einen Einfluss hat ein Leben gefüllt mit Sprachen lernen?
- Wie sollte jemand der kurz vor der Rente steht eine Fremdsprache lernen, im Vergleich zu einem Schüler oder Studenten?
Hier ist das Video, weiter unten findest Du eine Zusammenfassung des Interviews. Wir starten auf Deutsch. Tim hat jedoch schon einige Jahrzehnte kein Deutsch mehr gesprochen, weshalb wir nach ca. 10 Minuten zu Englisch wechseln.
Zusammenfassung des Interviews mit Prof. Tim Keeley
Ist es möglich eine Fremdsprache im Alter zu lernen? Hier ist die Sichtweise von Tim:
- Für ihn ist es jedes jahr einfacher geworden eine Fremdsprache zu lernen, obwohl er älter geworden ist.
- Zwei Probleme sorgen vor allem dafür, dass es schwer ist im Alter eine Fremdsprache zu lernen:
- Die geistige und körperliche Fitness. Wenn diese nicht intakt gehalten wird, wird es für das Gehirn schwer auf einmal etwas neues zu lernen.
- Die Identität des Sprachlerners: Wenn man das Leben lang nur einsprachig war und es nie geschafft hat eine Fremdsprache zu lernen, wird es nur schwer eine neue Identität zu akzeptieren, in der man auf einmal zweisprachig ist.
- Deshalb sollte man offen gegenüber bewährten Sprachlern-Methoden sein und daran glauben, dass man sein Ziel erreichen kann. Auch falls es in der Vergangenheit eventuell nicht geklappt hat.
- Als Kind ist das Gehirn zwar plastischer und man lernt schneller eine Fremdsprache, aber das heißt, dass man sie auch schneller vergisst.
- Am besten lernt man schnell eine Fremdsprache, indem man Muttersprachler imitiert, sei es beim Akzent und den Mundbewegungen, in der Körpersprache und so weiter. So lernt man schneller natürlich die Sprache sprechen.
- Jemand der eine Fremdsprache zwar fließend spricht, aber ansonsten meta-sprachliche Aspekte nicht übernimmt, sieht trotzdem unnatürlich aus. Man denke an einen deutschen Muttersprachler, der Italienisch sehr gut spricht, aber die deutsche Körpersprache beibehält.
- Relevanz ist wirklich wichtig beim Sprachen lernen. Jeder Sprachlerner sollte immer nur das lernen, was er auch wirklich anwenden kann. So bleibt er motiviert und kann das Gelernte im Anschluss tatsächlich anwenden.
- Die Methode des Sprachenlernens ist prinzipiell nicht so wichtig. Jeder hat andere Präferenzen beim Lernen und es gibt keine Methode, die für jeden gut funktioniert. Man muss seine eigene Methode finden.
- Tim benutzt gerne Lehrbücher, um mit einer neuen Sprache zu starten, liest aber auch sonst viel in der Sprache und fängt dann an mit Muttersprachlern zu sprechen. Er versucht auch stets ein bisschen Zeit im Land zu verbringen, damit er Land und Leute besser kennenlernen und die Sprache in einer natürlichen Umgebung üben kann.
Hier sind einige Artikel von Tim zu dem Thema (auf Englisch):
- A Polyglot’s Perspective on the Age Factor in Foreign Language Acquistion
- Is a Native-like Accent in a Foreign Language Achievable? Examining Neurological, Sociological, Psychological, and Attitudinal Factors
- The Importance of Self-Identity and Ego Permeability in Foreign Culture Adaptation and Foreign Language Acquisition
Sowie hier mein eigener Beitrag zum Thema Sprachen lernen im Alter.