Was ist bzw. wie entsteht Jugendsprache?
Sprache ist wie Mode. Jugendliche prägen Wörter und Umgangssprache unter anderem, weil es eher altmodisch und uncool klingen würde, den veralteten Slang der Elterngeneration zu verwenden. Wie die „Mom Jeans“ in der Mode, gibt es jedoch auch für alte Wortkreationen immer mal wieder ein Comeback und neue Interpretationen.
Was ist Jugendsprache?
Jede Generation und Jugendkultur hat sie – die eigene Jugendsprache. Das bedeutet, Sprache mit der eigenen Kultur und den eigenen Überzeugungen zu vereinen. Jugendsprache kann sich je nach Region und Subkultur stark unterscheiden.
Jugendsprache ist dynamisch: Was letztes Jahr noch der letzte Schrei der Wortkreationen war, kann dieses Jahr schon wieder total out sein. Der hippe Slang aus München wird unter Umständen nicht in Hamburg verstanden – und umgekehrt. Jugendsprache ist vielfältig!
Definition Jugendsprache: Bezeichnet Sprechweisen bzw. sprachliche Muster und Merkmale, die unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Altersstufen und unter verschiedenen Kommunikationsbedingungen verwenden oder verwendet haben. Wichtig sind hierbei auch oft Handzeichen und spezielle Grußformen.
Einige Beispiele für Jugendsprache:
- Fermentieren: Kontrolliertes Gammeln.
- Lindnern: Lieber etwas gar nicht machen, als etwas schlecht machen.
- Snitch (31er): Eine Person, die sich durch verräterisches oder untreues Verhalten hervorhebt (auf Englisch auch Snitch).
- Bae: „Before anyone else“ – was übersetzt so viel heißt wie „vor allen anderen“. Spitz- oder Kosename für den Freund oder die Freundin.
- Auge machen: Falls jemand „Auge macht“, dann könnte er der anderen Person dadurch Unglück bringen. Sprich, man soll kein „Auge machen“ oder dem Anderen nicht bei etwas zuschauen, damit es dieser nicht vermasselt.
- Safe: Etwas ist sicher / leicht.
- Merkeln: Mit Bezug auf Bundeskanzlerin Angela Merkel bedeutet so viel wie „nichts tun, keine Entscheidung treffen“
- Fly: Jemand (oder etwas) geht besonders ab.
- Bruh: Abwandlung von Bro / Bruder.
- I bims: Ich bin.
- Vong: Als Vong wird ein Sprachstil der deutschen Sprache bezeichnet, der Mitte der 2010er Jahre als Internetphänomen entstand und teilweise in die deutsche Jugendsprache einging.
In diesem Video siehst Du ein hervorragendes Beispiel für die Anwendung der Vong-Sprache:
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Mehr InformationenWarum brauchen wir Jugendsprache?
Eine Sprache, die uns und unseren gleichaltrigen Freunden “gehört”, gibt uns Selbstvertrauen. Außerdem gibt sie uns das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Sie verbindet uns und passt sich den Bedürfnissen unserer Generation an! Sie grenzt uns von anderen Generationen ab und gibt uns so Identität.
Was beeinflusst Jugendsprache?
Es gibt eine Menge Faktoren, die die Sprache von Jugendlichen beeinflussen. Zum einen ist Sprachen lernen ein bisschen wie stille Post spielen, da sie eine Generation an die nächste weitergibt. Zum anderen spielen Einflußfaktoren, wie unterschiedliche soziale Gruppen und der Kontakt zu Menschen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen eine große Rolle. Aber auch beliebte Filme und Musik beeinflussen unsere Sprache.
Die Jugendworte des Jahres 2019 als Liste
2018 wurde der Begriff „Ehrenmann/Ehrenfrau“ (= eine Person, die ihr Wort hält und auf die Verlass ist.) von Langenscheidt zum Jugendwort des Jahres gekürt. Dieses Jahr findet die Wahl leider nicht statt. Zum Glück gibt es zum Trost eine Liste der 10 beliebtesten Jugendworte 2019.
Warum fällt die Wahl zum Jugendwort des Jahres diesmal aus?
In den letzten Jahren hatte sich der Langenscheidt Verlag um die Wahl zum Jugendwort des Jahres gekümmert. Sie war dafür da, um das neue Jugendsprache-Lexikon des Verlags zu bewerben. Langenscheidt wurde nun von PONS übernommen und die Wahl zum Jugendwort hat sich dieses Jahr nicht ergeben.
Dies bedeutet jedoch noch nicht das endgültige Aus für die beliebte Wahl. Nur ist derzeit unklar, ob es sie nächstes Jahr wieder geben wird. Derweil hat verlag.org zum Glück übernommen und die Google-Suchanfragen nach Jugendworten für dieses Jahr ausgewertet.
Hier nun deshalb die Wörterliste mit den beliebtesten Ausdrücken der Jugendsprache im Jahr 2019:
Platz 10: „Tchuligom“
Das Verkaufsportal „eBay-Kleinanzeigen“ (und auch andere Online-Verkaufsplattformen) hat mittlerweile eine ganz eigene Sprache. Unter anderem ist hier das Wort „Tchuligom“ entstanden und beliebt geworden – eine Falschschreibung von Entschuldigung. Tchuligom schafft es laut verlag.org mit 4.640 Suchanfragen auf Platz 10 der Jugendworte 2019.
Platz 9: „Cornern“
„Cornern“ wurde 2019 5.400 Mal auf Google gesucht. Das Wort kommt von dem englischen Wort „corner“. Das Englische Wort bedeutet zu deutsch „Ecke“. Das deutsche Jugendwort „Cornern“ steht für das Abhängen und Trinken an einer Straßenecke. In den letzten Jahren ist draußen statt drinnen wieder besonders beliebt geworden und hat das Wort „Cornern“ so dieses Jahr auf Platz 9 befördert.
Platz 8: „Ehre genommen“
Der Ausdruck stammt aus dem Bereich Videospiele und wird speziell in Shootern verwendet. „Ehre genommen“ ist ein Begriff der Demütigung und bedeutet so viel, dass der Gegner im Spiel keine ernste Bedrohung dargestellt hatte und mit Leichtigkeit durch den Spieler besiegt wurde. Hierzu gab es 7.560 Suchanfragen.
Platz 7: „Hustlen“
Der Begriff „Hustlen“ aus der Netzsprache wurde mit 10.200 Suchanfragen häufig gegoogelt. Seinen Ursprung hat der Begriff im Englischen. „To hustle“ bedeutet zu Deutsch so etwas wie „hetzen“, „sich ins Zeug legen“ oder auch „malochen“. Sprich besonders hart für eine Klausur zu lernen oder in der Arbeit viele Überstunden zu machen. Im Englischen kann der Begriff jedoch auch im Kontext der Prostitution stehen.
Platz 6: „Gönnjamin“
Der Rapper Kollegah hat das Wort „Gönnjamin“ erschaffen und besonders durch seine Online- sowie Social-Media-Beiträge verbreitet. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Gönnen“ und „Benjamin“. Es scheint, als hätte sich der Rapper vom Elefanten Benjamin Blümchen inspirieren lassen. Das Wort steht für jemanden, der sich gerne etwas Gutes tut und Teures gönnt. 2019 wurde der Begriff 17.020 Mal gesucht.
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Mehr InformationenPlatz 5: „Bratan“
Auch der Begriff „Bratan“ aus der Jugendsprache, wurde durch einen Rapper bekannt. Der Rapper Capital Bra bezeichnet mit dem Wort aus der Jugendsprache einen guten Kumpel. „Bratan“ wird ähnlich wie „Bruder“ oder „Bro“ verwendet und wurde 2019 19.380 Mal auf Google gesucht.
Platz 4: „Kek“
Mit 20.500 Suchanfragen schafft es „Kek“ auf Platz 4. Der Begriff stammt aus dem beliebten Multiplayer-Online-Rollenspiel World of Warcraft, abgekürzt WoW. Der Begriff steht für lol (laughing out loud). In der Onlinewelt von WoW gibt es Völker, in denen unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Die Horde spricht beispielsweise Orkisch, während die Allianz die menschliche Gemeinsprache spricht. Wenn ein Spieler aus der Horde „lol“ an einen Spieler aus der Allianz schreibt, kommt bei dem Spieler aus der Allianz „kek“ an.
Platz 3: „Alman“
„Alman“ kommt aus dem Türkischen und bedeutet dort einfach „Deutscher“. In Deutschland steht er für nervige deutsche Klischee-Attitüden. Beispiele hierfür sind, Socken und Sandalen, Besserwisserei und Humorlosigkeit. Passend zu Letzterem wird der Begriff nicht immer scherzhaft, sondern auch als spöttisch oder gar Schimpfwort empfunden! „Alman“ schafft es mit 40.500 Suchanfragen auf Platz 3.
Platz 2: „Habibi“
Es handelt sich um ein arabisches Wort, was zu Deutsch „Liebling“ oder „Schatz“ bedeutet. Beliebt wurde der Begriff dieses Jahr durch den Rapper Nura mit dem Song „Habibi“. Habibi wurde 2019 ganze 72.000 Mal gegoogelt.
Platz 1: „Cringe“
Mit 77.000 Suchanfragen hat sich „Cringe“ Platz 1 als Jugendwort 2019 gesichert. Das Wort stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „zusammenzucken“, „erschaudern“ oder auch „zurückschrecken“. Der Ausdruck ist im Internet stark verbreitet. Verwendet wird Cringe in der Jugendsprache für etwas, was einem peinlich ist, oder für das man sich fremdschämt.
In dem folgenden Video siehst Du eine Zusammenstellung von typischen Cringe-Szenen:
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Mehr InformationenJugendsprache: Sprachwandel oder Sprachverfall?
Was hat der intensive Medienkonsum bei Jugendlichen für Auswirkungen auf die Sprache?
Die Welt der Generation Z wird von Internet-Memes, ständig wechselnden sozialen Netzwerken und knackigen 280-Zeichen Tweets dominiert. Jugendsprache verändert sich immer schneller und wird auch immer schneller verbreitet.
Hat sich durch die Verlagerung von realen zu virtuellen Interaktionen etwas an der Art, wie wir sprechen und schreiben, verändert? Und wie groß ist der Einfluss der Medien (allen voran dem Internet) schon auf den Alltag der jüngeren Generationen?
Social Media
Es gibt keinen Zweifel daran, dass die sozialen Netzwerke die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren verändert haben. Wir machen eine Menge online. Wir teilen Gedanken und Fotos online, bleiben in Kontakt mit alten und neuen Freunden und organisieren die nächste Party auf Instagram, Facebook und WhatsApp.
Akronyme
Eine ganze Liste von Abkürzungen in der Jugendsprache wie „lol“ (laughing out loud oder auch laugh out loud) und „omg“ (Oh mein Gott) machen die getippte Kommunikation noch schneller. Viele Abkürzungen werden international verwendet und kommen aus dem Englischen.
Ein weiteres beliebtes Beispiel ist auch der “tbt” (Throwback Thursday). Der Throwback Thursday ist ein beliebter Internet-Trend, der von Social-Media-Plattformen wie Instagram, Twitter und Facebook genutzt wird. Benutzer veröffentlichen nostalgische Bilder ihrer Vergangenheit, die mit dem Hashtag #TBT oder #ThrowbackThursday versehen sind.
Hier findest Du über 200 englische Abkürzungen und Akronyme
Emoticons, Hashtags und Gifs
Online besteht Sprache längst nicht mehr nur aus Worten. Vor allem Jugendliche verwenden oft Emojis und Gifs, um sich auszudrücken. Bei Hashtags handelt es sich gerne mal um Slang-Ausdrücke. War da erst die Umgangssprache oder der Hashtag? Über diese Frage lässt sich diskutieren, wie über das Huhn und das Ei. Eines ist jedoch klar: Wir brauchen weniger Worte um zu kommunizieren!
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Weitere InformationenNeue Bedeutung für bekannte Wörter
Viele Wörter haben durch die sozialen Medien eine ganz neue Bedeutung bekommen. „Folgen“ und „nicht mehr folgen“ sind ein Beispiel hierfür. Mithilfe der „Folgen“-Funktion auf Facebook kann ich Updates anderer Anwender erhalten. Auch im Duden hat das „Folgen auf Facebook“ mittlerweile seinen eigenen Beispielsatz für das Verb „folgen“ im Allgemeinen.
Denglisch
Weitere Worte aus dem Englischen haben ihren Platz im deutschen Sprachgebrauch gefunden. Ein beliebtes Beispiel und aktuell kontrovers diskutiert sind die „Likes“ auf sozialen Netzwerken wie Instagram und FB.
Filme und Serien
Der Konsum von Filmen und Serien ist mit Netflix und Amazon Prime noch einfacher geworden. Wir schauen, was wir wollen und wann wir es wollen. Bewusst und unterbewusst werden hierbei Ausdrücke und Redewendungen in den alltäglichen Sprachgebrauch übernommen.
Falls man in Sachen Jugendsprache auf dem neusten Stand bleiben möchte, ist man ganz schön auf Trab! Dank des Internets wird unsere Sprache immer vielfältiger, entwickelt sich schneller und verbreitet sich rasanter.
Es ist so einfach wie nie, sich mit anderen Kulturen auszutauschen und sich von den unterschiedlichsten Subkulturen inspirieren zu lassen. Durch unseren Medienkonsum wird unsere Sprache und gar Kultur ständig geprägt.
Fakt ist: Die Sprachentwicklung der Jugendsprache geht schneller vonstatten wie jemals zuvor in der Geschichte. Doch wohin führt uns dieser Trend. Kommt es zu einem Verfall der deutschen Sprache oder einfach nur zu einer (geschichtlich ganz normalen) Weiterentwicklung, welche jedoch mit bisher unbekannter Geschwindigkeit abläuft?
Hinterlasse mir doch gerne Deine Meinung in den Kommentaren.
Dies ist ein Gastbeitrag von Nina von Onlinesprache.de, dem Online-Wörterbuch der Jugendsprache.