Lernen im Schlaf – Lebendiger Mythos oder wahr gewordener Traum? Was sagt die Wissenschaft (und die Praxis)?

Lernen im Schlaf, der Traum vieler Sprachschüler (und nicht nur von diesen). Sich einfach vor dem Schlafengehen die Kopfhörer aufsetzen, per MP3-Player im Schlaf Vokabeln hören und am nächsten Tag mit neuen Sprachkenntnissen aufzuwachen. Das wäre doch was?

Lernen im Schlaf

Doch kann man überhaupt im Schlaf lernen?  Egal, ob eine Fremdsprache wie Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch oder auch andere Lerninhalte. Solche Versprechen hört man immer wieder. Doch was steckt wirklich dahinter?

Leere Versprechungen oder eine neue Wunderwaffe zum (Sprachen)lernen?  Dieser Frage wollen wir in unserem Beitrag zum Thema „Lernen im Schlaf – Lebendiger Mythos oder wahrgewordener Traum“ auf den Grund gehen.

Dafür haben wir zuerst einmal eine gründliche Recherche zum derzeitigen Stand der Forschung bezüglich Lernen im Schlaf im Allgemeinen und passives Sprachen lernen beim Schlafen im Speziellen durchgeführt. Sowie darüber hinaus Interviews mit 3 Experten auf dem Gebiet geführt.

Einerseits mit zwei Wissenschaftlern, die sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen:

  • Professor Björn Rasch von der Universität Freiburg (Fribourg) in der französischsprachigen Schweiz. Er ist Schlafforscher und Biopsychologe und setzt sich seit Jahren mit der Frage auseinander, ob und wie das Lernen im Schlaf ermöglicht werden kann.
  • Professor James McQueen. Der Experimentalpsychologe hat seit 2009 die Professur für ‚Learning and Plasticity‘ an der Radboud University Nijmegen (Niederlande) inne. Er forscht vor allem im Gebiet der Sprachverarbeitung und Sprachwahrnehmung. Und wie sich das zwischen Muttersprache und einer Fremdsprache unterscheidet.

Als dritten Interviewpartner konnten wir Luca Sadurny gewinnen. Luca ist Mitbegründer von Mosalingua – einer bekannten und vor allem auch beliebten Sprachenlern-App, welche wir schon in unserem Test der beliebtesten Vokabeltrainer vorgestellt haben.

Mosalingua hat mit seiner App eine eigene Studie zum Thema Vokabeln lernen im Schlaf durch Hören durchgeführt. Die Ergebnisse davon findest Du weiter unten.

Kann man also eine Sprache passiv im Schlaf lernen? Schauen wir ob es möglich ist. Falls Dich die Details nicht so sehr interessieren, kannst Du natürlich auch einfach über das Inhaltsverzeichnis direkt zum Fazit springen.

Erfahre hier: Unsere gesammelte Erfahrung zum Thema klassisches, aktives Sprachen lernen.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einleitung – Aktueller Forschungsstand zum Thema Lernen im Schlaf.
  2. Professor Björn Rasch – Kann man eine Fremdsprache (wie zum Beispiel Englisch) im Schlaf lernen?
  3. Professor James McQueen – Grammatik und Aussprache im Schlaf verbessern, geht das?
  4. Luca Sadurny – Lernen im Schlaf als Anwendung in einer App.
  5. Fazit – Ist es möglich eine Sprache im Schlaf zu lernen?

Aktueller Forschungsstand zum Thema Lernen im Schlaf

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Eine ausgezeichnete Zusammenfassung hat unser Interviewgast Prof. Björn Rasch dieses Jahr (2017) zusammen mit Thomas Schreiner (vom selben Institut wie unser Interviewpartner Prof.  James McQueen) verfasst.

Falls Dich der ArtikelDer positive Einfluss von Gedächtnisaktivierung während des Schlafes auf das Sprachenlernen: Ein Überblick.“ im Gesamten interessiert, kannst Du hier anfragen, ob er Dir für Forschungs- oder Bildungszwecke zur Verfügung gestellt wird. Hier findest Du eine Zusammenfassung.

Wie allgemein bekannt fördert Schlaf nach dem Lernen verschiedene Aspekte des Sprachenlernens, vom Lernen von neuen Wörtern bis hin zur Abstraktion von grammatischen Regeln.

Sprachen lernen ist eng mit den Grundprozessen des Gedächtnisses verknüpft. Diese können weitgehend in drei Kernphasen unterteilt werden:

  1. Kodierung,
  2. Konsolidierung und
  3. Abruf.

Während der Kodierung entstehen neue und anfänglich labile Speicherspuren, die immer noch sehr störanfällig sind. Das heißt, sie sind leicht zu vergessen. Bei der späteren Speicherkonsolidierung werden diese neu codierten Erinnerungen stabilisiert und gestärkt. Du kannst sie Dir also besser merken.

Darüber hinaus werden die neuen Speicherdarstellungen nach und nach in bereits vorhandene Wissensnetze integriert und somit für die Langzeitlagerung vorbereitet. Schließlich wird während des Abrufs auf Erinnerungen zugegriffen und diese abgerufen.

Während die Kodierung und der Abruf eindeutig an den Zustand der Wachsamkeit gebunden sind, spielt der Schlaf eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung oder Festigung von neu codierten Erinnerungen.

Schlaf nach dem Lernen begünstigt also die Gedächtniskonsolidierung, was zu stärkeren und besser integrierten Gedächtnisspuren nach dem Schlafen führt und die Abfrageleistung verbessert.

Dabei werden die Erinnerungen während des NREM-Schlafs (NREM = non-rapid eye movement) spontan reaktiviert, um sie neu zu organisieren und zu festigen.

Was passiert beim Sprachen lernen im Gehirn
Um neue Verbingungen zwischen Deinen Neuronen zu schaffen, braucht Dein Gehirn vor allem eines – Ruhe und eine gesunde Portion Schlaf.

Diese positiven Auswirkungen des Schlafes auf das Gedächtnis und die Festlegung des „mentalen Lexikons“ wurden übereinstimmend für verschiedene Arten von Erinnerungen demonstriert. Auch hinsichtlich des Sprachenlernens.

Zum Beispiel hat sich erwiesen, dass Schlaf

  • das Vokabel lernen bei Kindern und Jugendlichen,
  • die Verallgemeinerung von Wortbedeutungen bei Säuglingen,
  • die Sprachreproduktion,
  • die Erkennung von Sprache und vor allem,
  • die Integration neuer Wörter in bereits bestehende Wissensnetze

unterstützt.

Einige aktuelle Studien deuten sogar darauf hin, dass Schlaf auch das Erlernen von Grammatik unterstützt. Drei jüngste Studien konnten zeigen, dass Schlaf das Lernen und Verständnis neuer grammatikalischer Regeln erleichtert.

Insbesondere Kinder, die nach Kontakt mit einer künstlichen Grammatik schlafen konnten, zeigten eine größere Regelabstraktion. Ähnlich bei Erwachsenen steigert Schlaf die Regelabstraktion einer künstlichen Grammatik und das Erlernen verborgener sprachlicher Regeln.

In diesem Zusammenhang scheinen die bekannten positiven Auswirkungen des Schlafes für Verallgemeinerung und Abstraktion besonders wichtig zu sein. Darüber hinaus gibt es erste Hinweise darauf, dass die grammatische Verallgemeinerung durch gezielte Gedächtnisaktivierung (TMR – Targeted Memory Reactivation) im Schlaf beeinflusst werden kann.

In Summe zeigt sich die entscheidende Rolle des Schlafes für das Sprach- und speziell das Wortlernen. Es zeigt sich, dass der Schlaf verschiedene Aspekte des Sprachenlernens fördert, vom Wortlernen bis zur Abstraktion von Grammatikregeln. Und damit möglicherweise einen idealen Zustand darstellt, um eine deutliche Erleichterung und Beschleunigung bestimmter Lernprozesse zu ermöglichen.

Soweit die Theorie. Wir sehen also das Schlaf fundamental für die Festigung (=Konsolidierung) von Gelerntem ist. Dies gilt nicht nur für Vokabeln oder eine Fremdsprache, sondern für jeglichen Lerninhalt beziehungsweise jegliche Erinnerung. Wie wir aber ebenso gehört haben, erfolgt diese Reaktivierung und Festigung von Gehörtem, Gelerntem und Erlebtem spontan.

Der Schlüssel zum Erfolg oder eher zum Lernen im Schlaf liegt also darin diesen Konsolidierungsprozess dahingehend zu beeinflussen, dass für Dich besonders interessante oder wichtige Informationen auch besonders bevorzugt abgespeichert werden.

Wie Du das anstellen kannst, um das Lernen im Schlaf zu ermöglichen, erfährst Du von unseren 3 Experten aus ihren Erfahrungen. Anfangen wollen wir hierbei mit:

Professor Björn Rasch

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  • Zur Biographie von Björn Rasch.
  • Geboren in Lüneburg (Deutschland).
  • Ist Schlafforscher und Biopsychologe.
  • Besitzt derzeit eine Vollprofessur an der Universität von Freiburg/Fribourg in der französischsprachigen Schweiz. An der Philosophischen Fakultät Abteilung Kognitive Biopsychologie und Methoden.
  • Hat 2015 einen der höchstdotieren Forschungsförderungspreise der EU erhalten. Der Originaltitel des Forschungsprojektes lautet: „Longing for a good night’s sleep: A memory-based mechanism to improve sleep and cognitive functioning (Acronym: MemoSleep)“. Das Ziel ist eine Abhilfe bei stressbedingten Schlafstörungen zu finden, die unabhängig von Medikamenten ist.

Hier das Interview mit Prof. Björn Rasch, darunter findet Du die Zusammenfassung mit den wichtigsten Aussagen und Inhalten:

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Professor Rasch hat 2015 mit einem Experiment gewisse Aufmerksamkeit in den Medien erregt. Bei diesem mussten deutschsprachige Probanden (=Versuchspersonen) zuerst tagsüber 120 holländische Vokabeln lernen. 60 von diesen 120 wurden ihnen dann nachts (in der Tiefschlafphase) leise wieder vorgespielt.

Die Probanden selbst wurden nicht darüber informiert, welche der holländischen Wörter ihnen noch einmal präsentiert werden würden. Das Ergebnis war, dass die 60 während des Schlafes präsentierten Vokabeln signifikant besser gewusst wurden, als die 60 nicht präsentierten Vokabeln.

Wichtig scheint außerdem, dass nur das fremdsprachige Wort wiederholt wird. Falls zum fremdsprachigen auch das muttersprachliche Wort präsentiert wurde, wurde der positive Effekt zerstört. Man kann also festhalten, dass das erneute Hören (präsentieren) von bereits gelernten Vokabeln während der Tiefschlafphase das Speichern/Konsolidieren im Schlaf verbessert.

Kann man komplett neue Vokabeln im Schlaf lernen?

Diese Frage ist bei weitem kontroverser. Laut Professor Rasch gibt es hierfür zwar Hinweise aus diversen Forschungsergebnissen. Es scheint also prinzipiell möglich zu sein. Nur ist der Effekt hier bei weitem geringer, als die Lernverstärkung durch gezielte Konsolidierung von bereits Gehörtem beziehungsweise Gelerntem.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Praxis?

Die Übertragung dieses Präsentierens während des Schlafes in die Praxis erweist sich derzeit noch als schwierig. Sich einfach einen MP3-Player mit den Audiodateien in die Ohren zu stöpseln, scheint nicht den erwünschten Erfolg zu bringen, da die neu gelernten Vokabeln während des Tiefschlafes vorgespielt werden müssen.

Praxistests von Professor Rasch und seinem Team haben gezeigt, dass die Probanden ansonsten oft aufwachen oder gar nicht erst einschlafen können. Das bedeutet, dass nun zuerst massentaugliche Geräte für die Messung der Schlafphasen entwickelt werden müssen, bevor das Lernen im Schlaf in der Praxis angewendet werden kann.

Allgemein meint Professor Rasch, dass die effektivste Methode zum Vokabeln lernen immer noch die althergebrachte ist.

Nämlich, dass Du Dir die neuen Wörter zuerst untertags zu einem Zeitpunkt, an welchem Du besonders aufnahmefähig, aktiv einprägst. Sie danach abends kurz vor dem Einschlafen oder zu Bett gehen noch einmal wiederholst und anschließend gut und ausgiebig schläfst. Das Vorspielen während des Schlafens ist dann nur mehr die Spitze der Optimierung.

Lernen besteht aus mehreren voneinander getrennten Prozessen. Zu Beginn steht immer die Aufnahme (für welche Du besonders aktiv und aufnahmefähig sein solltest) gefolgt von Speicherung beziehungsweise Konsolidierung (welche durch Schlaf optimal unterstützt wird).

Zusammenfassend können wir also festhalten, dass Schlaf allgemein Lernen in Hinsicht auf Stabilisierung und Integration im Gedächtnis fördert. Ein Beispiel das Professor Rasch hier aus der nicht eigenen Forschung anführt ist, dass das Abspielen von Melodiefragmenten während des Schlafes die Motorik und damit das Klavierspiel zu verbessern scheint.

Die Forschung zum Lernen im Schlaf oder besser gesagt der Lernverbesserung im Schlaf steht also noch am Anfang und Professor Rasch möchte hier in Zukunft noch weiter aktiv sein.

Ein Thema, welches er dabei im Visier hat ist: Können bestimmte Aspekte der Hirnaktivität genutzt werden, um den optimalen Zeitpunkt und die richtige Lautstärke zum Abspielen der Vokabeln während des Schlafes zu finden?

Hier siehst Du noch einen etwas älteren Vortrag von Professor Rasch zum Thema „Reaktivierung von Gedächtnisinhalten im Schlaf“:

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Zum Schluss gibt Professor Rasch noch den Tipp, dass man eine Fremdsprache immer noch am besten durch Anwendung lernt, bevor er dann das Wort an Professor James McQueen übergibt:

Professor James McQueen

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Hier das Interview mit Professor James McQueen (auf Englisch), darunter die Zusammenfassung mit den wichtigsten Aussagen und Inhalten.

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Eine außerordentlich interessante Publikation von Professor McQueen besagt, dass der Lernerfolg neuer Wörter mit Zusatzinformationen (wie z.B. Bilder) kurz nach dem Lernen schwächer, aber nach 24 Stunden größer als das Lernen von Vokabeln ohne Zusatzinformationen ist.

Der Grund dafür ist,

  • Dass Vokabeln lernen ohne Zusatzinformationen nur einen Gedächtnisbereich (episodisches Gedächtnissystem) benötigt, welcher sofort verfügbar ist.
  • Wörter mit Zusatzinformationen werden zusätzlich in einem zweiten Gedächtnisbereich (semantisches Gedächtnissystem) verarbeitet, welcher jedoch nicht immer verfügbar ist.

Darauf baut auch die Technik des Vokabellernens mit Eselsbrücken auf.

Professor McQueen setzt sich mit Sprachverarbeitung und Sprachwahrnehmung auseinander. Damit auch wie Sprache in der Muttersprache im Gegensatz zu einer Fremdsprache aufgenommen und verarbeitet wird, um herauszufinden wie man das Aufnehmen und somit das Erlernen einer neuen Sprache verbessern kann.

In diesem Bereich verfolgt er vor allem zwei Forschungsschwerpunkte. Einerseits den, wie die Prozesse, durch die wir uns neue Vokabeln durch Nichtstun (Schlafen) merken, verbessert werden können.

Hier baut er unter anderem auf der Arbeit von Professor Rasch auf. Das Schlaf zwischen dem Lernen und dem Abfragen von neuen Inhalten (wie Vokabeln) den Lernerfolg verstärkt, ist unumstritten. Genauso wie inzwischen der Umstand, dass das Abspielen von am Tag gelernten Vokabeln mit einer sehr geringen Lautstärke während der darauffolgenden Nacht (und des Schlafens) den Lerneffekt erhöht.

Nun geht es darum, wie dieser Konsolidierungsprozess noch verstärkt und verbessert werden kann. Das heißt, wie man den Effekt nutzen und in die Praxis umsetzen oder auch auf größere Anwendungsgebiete ausweiten kann.

Sprachen lernen im Schlaf wie Tiefschlafphase messen
Solch eine Apparatur würdest Du Dir wahrscheinlich nicht mit ins Bett nehmen, nur um während des Schlafes ein paar Vokabeln zu lernen – deshalb muss die Forschung erst noch ein praxistaugliches Gerät zur Hirnaktivitätsmessung entwickeln, bevor das Thema Lernen im Schlaf eines für die breite Masse wird.

Dafür ist in erster Linie notwendig, den Prozess des Vorspielens des zuvor Gelernten während des Schlafes zu automatisieren. Um den besten Effekt zu erzielen (und vor allem auch um den Schlafenden nicht zu wecken), muss sich die Zielperson im „Slow Wave Sleep“ (SWS, Tiefschlaf) befinden.

Der erste Schritt ist also eine Software zu entwickeln, welche die Gehirnaktivität des Schlafenden überwacht und mit Beginn des Tiefschlafs das Vorspielen aktiviert, sowie mit Ende des Tiefschlafs wieder deaktiviert. Denn zurzeit werden für diese Arbeit noch arme Studenten genötigt sich die Nächte (und zwar jede Nacht für viele Nächte) um die Ohren zu schlagen.

Der zweite Schritt wäre dann die Entwicklung eines massentauglichen Geräts für private Anwendung. Wie zum Beispiel ein Lernhelm mit einigen wenigen Elektroden, welcher die Hirnaktivität misst, und dann in der richtigen Schlafphase über eingebaute Kopfhörer das Abspielen der Audios mit dem Lernmaterial aktiviert.

Im wissenschaftlichen Rahmen werden dafür Kopfbedeckungen mit einer weitaus höheren Anzahl von Elektroden verwendet (bis zu 36 und mehr). Aber natürlich auch nicht ganz so dramatisch wie auf dem oben gezeigten Bild dargestellt.

Danach hat Professor McQueen Forschung in zwei Richtungen geplant. Die eine Richtung ist zu erforschen, ob sich der Effekt des verbesserten Vokabellernens den Björn Rasch nachgewiesen hat, auch auf einfache Grammatikthemen oder ganze Sätze in einer Fremdsprache umlegen lässt.

Das heißt, ob es möglich ist, am Tag gelernte Grammatik oder komplette Phrasen durch erneutes Hören während des Schlafes zu lernen beziehungsweise zu konsolidieren. Das könnten zum Beispiel die Unterscheidung der französischen oder spanischen Artikel sein oder ähnliche grundlegende Grammatikkapitel.

Sowie einfache Sätze wie Begrüßungsfloskeln, sich nach dem Weg erkundigen oder nach einer Uhrzeit fragen. Also alles was Dir eine Basis in einer neuen Sprache verleiht.

Lies hier: Wie Du am besten die Grammatik ohne nächtliches Vorspielen lernst.

Die zweite Richtung, in welche sich Professor McQueen mit seiner Forschung bewegen will, ist die Verbesserung des Erlernens von Vokalen in einer Fremdsprache. Das heißt zum Beispiel das typische „th“ in Englisch, wie zum Beispiel bei „think“. Solche Vokale bereiten Sprachlernern in der neuen Sprache oft Probleme. Weshalb das Lernen von diesen während des Schlafes eine große Erleichterung darstellen würde.

Kann man im Schlaf seinen Akzent reduzieren?

Ist eventuell eine Frage, welche Du Dir beim Lesen des vorigen Absatzes gestellt hast. Doch während es zweifelsfrei funktioniert zuvor Gehörtes oder Gelerntes durch erneutes Hören im Schlafen zu konsolidieren, ist es bei weitem fraglicher, ob Du nur durch Hören und noch einmal Hören Deinen Akzent loswerden kannst.

Zwar ist in dieser Richtung noch keine Forschung unternommen worden, wodurch es nicht ausgeschlossen werden kann. Professor McQueen hält es persönlich aber für weniger wahrscheinlich.

Erfahre deshalb hier: Wie Du Deinen Akzent in einer Fremdsprache loswerden kannst.

Was er allerdings für möglich (und demzufolge ratsam) hält ist, dass Du direkt nach dem Lernen ein kurzes Nickerchen hältst (von unter einer Stunde). Diese kurze Schlafphase kann schon bei weitem ausreichend sein, um denselben Konsolidierungseffekt zu haben.

Er gibt Dir also im zum Abschluss den selben Tipp, welchen Dir auch schon Prof. Björn Rasch zum Vokabeln lernen oder Sprachen lernen im Allgemeinen gegeben hat. Zuerst die Lerninhalte aktiv lernen und dann etwas darüber Schlafen, wie man so schön sagt.

Und hiermit übergeben wir das Wort an Luca Sadurny von Mosalingua:

Luca Sadurny

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Hier das Interview mit Luca Sadurny (auf Englisch), darunter die Zusammenfassung mit den wichtigsten Aussagen und Inhalten:

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Mehr Informationen

Mosalingua hat aufbauend auf diversen Forschungsergebnissen (unter anderem denen von Professor Björn Rasch) selbst eine Studie zum Thema Lernen im Schlaf durchgeführt. Deren Ergebnisse findest Du in der untenstehenden Infografik (Klick auf das Bild, um zur großen Ansicht zu gelangen).

Kann man eine Sprache im Schlaf lernen?

Die Mosalingua-Studie zum Thema Lernen im Schlaf beruht auf der Implementierung des Experiments von Prof. Rasch in die Mosalingua-App.

Basierend auf der Funktion Free-Hands-Mode, welche dem Nutzer ermöglicht während anderer Aktivitäten (wie z.B. Sport, Kochen oder eben auch Schlafen) neue Vokabeln zu lernen oder zu wiederholen.

Dabei mussten die Anwender den Zeitpunkt des Abspielens der Vokabeln während des Schlafes selbst wählen bzw. festlegen. Ausgehend von ihren persönlichen Schlafgewohnheiten. Eine Technik zur Identifizierung von Tiefschlafphasen ist in der App selbst nicht vorhanden und derzeit auch nicht geplant. Da der Fokus von Mosalingua weiterhin auf aktivem Lernen liegt.

Das heißt, die auch schon von den beiden Professoren angesprochene Technik mit voller Konzentration und Aufmerksamkeit zu Deinen täglichen Hochzeiten zu lernen. Auch sehen Luca und Mosalingua die Möglichkeit Vokabeln im Schlaf durch Hören zu lernen mehr als Zusatzfunktion und nicht als grundlegende Lernmethode.

Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Nutzung des Features zu Beginn sehr populär war. Ca. 400 Nutzer hatten sich ursprünglich für die Studie angemeldet. Leider ließ dieser Enthusiasmus dann fast gleich schnell nach, wie er begonnen hatte.

Sodass dann schlussendlich nur mehr 136 Nutzer die Funktion bis zum Ende der Studie verwendeten. Was einer Drop-Out-Quote von rund 2/3 entspricht. Das lag vor allem in verschiedenen Problemen mit dem Abspielen der Vokabeln während des Schlafes begründet:

  • Störte das Einschlafen, weil der Nutzer zu sehr auf das Abspielen fokussiert war.
  • Störte den Partner, falls keine Kopfhörer getragen wurden.
  • Außerdem zeigte sich die Methode ungeeignet für Menschen mit Schlafproblemen.
  • Einige Anwender hatten des Weiteren Probleme die richtige Zeiteinstellung zu finden.

Hier noch einmal die Ergebnisse der Mosalingua-Studie zum Thema Lernen im Schlaf kurz zusammengefasst:

  • Bestätigung der Ergebnisse der Studie von Prof. Rasch.
  • Durch das Wiederholen bereits zuvor gelernter Wörter im Schlaf erfolgte bei 67 % der Teilnehmer eine Verbesserung des Lernerfolges um mehr als 40 %.
  • Das Abspielen komplett neuer Wörter im Schlaf zeigte bei den Teilnehmern nur einen geringen Effekt. Bei 72 % der Teilnehmer gar keinen.
  • Altersunterschiede: Jüngere Teilnehmer schnitten besser ab als ältere.
  • Die geschlechterspezifischen Unterschiede waren nicht signifikant.
  • Besonders bei Sprachlern-Anfängern war ein positiver Effekt zu bemerken (75 % verbesserten Lernleistung um mehr als 40 %). Etwas was auch Prof. Rasch bereits angemerkt hatte – Reines Vokabeln lernen eignet sich vor allem zu Beginn des Lernens einer neuen Sprache, danach sollte die Praxis im Vordergrund stehen.

Was diese Ergebnisse zeigen (auch wenn natürlich die Methodik bei weitem noch nicht optimiert war), ist aber vor allem das Potential der Methode und die Bestätigung der bisherigen Forschungsergebnisse in der Praxis.

Mit einer verbesserten Technik und mit der entsprechender Ausrüstung sollte es somit sicherlich möglich sein, die Konsolidierung oder Speicherung von Lerninhalten im Schlaf signifikant zu verbessern.

Fazit: Ist es möglich eine neue Sprache im Schlaf zu lernen?

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Wie Du in diesem Beitrag erfahren hast, ist die Aneignung komplett neuer Lerninhalte während des Schlafs so gut wie nicht möglich bzw. zumindest sehr ineffektiv.

Falls Du also vorhast eine Fremdsprache wie Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch zu lernen, wird Dir auch weiterhin nicht viel übrig bleiben als diese aktiv zu lernen.

Über unser 6-Monatsprogramm zum (aktiven) Erlernen jeder Fremdsprache kannst Du Dich hier informieren.

Falls in absehbarer Zeit von der Wissenschaft praxistaugliche Apparaturen entwickelt werden, um Deine Gehirnströme während des Schlafens zu messen, dann kannst Du das tagsüber aktiv Gelernte danach nachts zumindest passiv gezielt festigen. Um Deinen Lernerfolg weiter zu steigern und Dein Sprachen lernen zu optimieren.

Genauso wird es sich in der Zukunft wahrscheinlich mit anderen Fähigkeiten und Wissensgebieten verhalten, wie wir in dem Beispiel zu der verbesserten Motorik beim Klavierspielen von Professor Rasch erfahren haben.

Das heißt die Wissenschaft wird voraussichtlich Methoden und Geräte entwickeln, damit Du zuhause in Deinem Bett bereits Gelerntes festigen kannst. Das ist vielleicht nicht der von Dir erhoffte Effekt, aufgrund dessen Du nach Informationen zum Thema Lernen im Schlaf gesucht hast.

Trotzdem finde ich, dass es ein spannendes Thema ist und ich gespannt darauf was uns Professor Rasch und Professor McQueen in Zukunft noch von ihrer Forschung berichten werden.

Zwischenzeitlich kannst Du Dir hier den TED-Talk der Neurowissenschaftlerin Penny Lewis ansehen (auf Englisch), welcher sich mit einem ähnlichen Thema auseinandersetzt. Die Rolle von Schlaf für die Festigung und Verarbeitung von Erinnerungen und wie Du das Wissen darüber zu Deinem Vorteil nutzen kannst.

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Mehr Informationen

Eine Sammlung von weiteren TED-Talks zum Thema Sprachen, Sprachen lernen und Lernen im Allgemeinen findest Du hier.

Das war unsere Expertenrunde zum Thema Lernen im Schlaf, in welcher wir der Frage auf den Grund gegangen sind, ob es möglich ist eine Fremdsprache im Schlaf zu lernen. Wir hoffen unsere Zusammenfassung war hinreichend informativ für Dich und dass Du uns wieder einmal besuchst hier auf Sprachheld.

Fragen, Anmerkungen und Ergänzungen kannst Du uns wie immer gerne in den Kommentaren hinterlassen.

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Jeremy-James Peter - Österreicher und Agrarwissenschaftler. Nachdem er eine Zeit lang in der Forschung tätig war, wollte er noch einmal etwas Neues erleben und ist ohne Plan, Rückflugticket und Spanischkenntnisse nach Südamerika aufgebrochen. Heute spricht er nicht nur Spanisch, sondern schreibt auch für Sprachheld.

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